5 Versuchungen, Transformation und Change zu verschieben
Stetige Veränderungen sind der Grund für massive Verunsicherung, weil ja keiner die richtigen Antworten und Lösungen kennt. Das war früher anders, als man noch irgendeinem Trend oder einer Entwicklung hinterherlaufen konnte und mit ME TOO Produkten abkupfern konnte. Die Produktlebenszyklen sind zu kurz dafür, die Technik zu komplex.
Es läuft halt auch mal was schief, es passieren Fehler und es kostet nochmals Kraft, die Korrekturen anzubringen. Wer diese Kraft nicht hat, geht lieber den etwas leichteren Weg und bleibt bei den bewährten Methoden. Manchmal sind sie ja auch wirkungsvoll, aber sie verlangsamen die Transformation und die Anpassungsgeschwindigkeit.
- Ergebnis versus Status
- Verantwortlichkeit versus Beliebtheit
- Klarheit versus Sicherheit
- Auseinandersetzung versus Harmonie
- Vertrauen versus Unverletzbarkeit
In der folgenden Gegenüberstellung sehen Sie die gegensätzlichen Standpunkte. Sie werden über tief verankerte Glaubenssätze gespeist. Der agile Weg auf der linken Seite in schwarz mag an vielen Stellen aufwendiger sein, aber er verhindert komplette Überraschungen durch die Fehlbeurteilungen der von der Basis abgeschnittenen Führungskräfte.
Versuchung 1: Ergebnis versus Status
Die Erfolge der Vergangenheit liegen blöderweise in der Vergangenheit und bieten wenig Sicherheit für die aktuellen eigenen Beiträge. Die anstehenden Probleme sind durch die Blaupausen aus der Vergangenheit nicht zu lösen und die eigenen Erfahrungen sind vermutlich kaum ein gutes Beispiel für das heute anstehende Problem. Nur durch die gemeinsamen Anstrengungen aller und die korrekte Zieldefinition bzw. Problemerfassung lassen sich die Lösungen für die Zukunft finden. Alle müssen sich und das bereits erworbene Wissen ständig überprüfen und bereit sein, bessere Lösungen anzuerkennen und zu nutzen. Ergebnis entsteht durch besser werden.
Es ist eine große Freude, ein kohärentes und gut funktionierendes Team zu führen und gemeinsam in absolutes Neuland vorzudringen.
Natürlich kann man sich nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit auszuruhen. Die Insignien der Macht und des Einflusses lassen sich dennoch gut zur Abwehr von Schuldzuweisungen zu nutzen. Die Macht über die persönlichen Entwicklungen der unterstellten Mitarbeiter, deren Karrieren und deren Entwicklung schafft eine natürliche Hemmschwelle, die eine verdammt gute Begründung benötigt, um sie zu überschreiten. Fordern, Druck machen und Fehler anprangern gehören ganz klar zu den Kernaufgaben im Management. Scharfe Zähne, Schnelligkeit und Wendigkeit sind im Haifischbecken eine gute Lebensversicherung.
Ein schönes Eckbüro, ein großer Firmenwagen, First Class Flüge und 5 Sterne Hotels sind Dinge, auf die unsere anspruchsvolle Kundschaft achtet.
Versuchung 2: Verantwortlichkeit versus Beliebtheit
Fehler sind extrem gut geeignet, um daraus zu lernen. Dazu muss man sie gemeinsam betrachten und überlegen, wie Ursachen und Wirkungen zukünftig vermieden werden können. Durch die Vernetzung und Digitalisierung gibt es oft unerwartete Querverbindungen, die auch besondere Chancen beinhalten. Fehlerquellen zurückzuverfolgen, ist für die Verursacher oftmals eine Überraschung und führt auch schon mal zu Ärger, aber der Nutzen kann bedeutsam sein. Natürlich gibt es auch die Qualitätsstellen, die dafür zuständig sind, aber auch in der Spezifikation können Fehler liegen. Wem was auffällt, muss sich unbedingt melden und die Sache von sich aus angehen, denn nur so ist wahre Innovation oder Wettbewerbs-fähigkeit zu sichern.
Konflikte dienen dazu, für Probleme neue Lösungen zu finden.
Das Leben besteht aus Nehmen und Geben. Das Ziel ist natürlich, etwas mehr zu bekommen, als man gibt – das ist das Prinzip der Wirtschaftlichkeit. Besonders kleine Nachsichtigkeiten fördern Loyalität. Beziehungen prägen den Erfolg und deshalb ist es sehr wichtig, das richtige Beziehungsnetzwerk zu pflegen und zu hegen. Das ist innerhalb des Unternehmens nicht anders, und so gehört es einfach dazu, auch über die richtigen Informations-quellen intern zu verfügen, die einem einen gewissen Informationsvorsprung gewährleisten. Gut informiert zu sein, ist ganz klar eines der wichtigsten Assets in einem Unternehmen, um gleich die richtigen Weichen stellen zu können. Natürlich gibt es auch Opfer, aber die stören halt bald nicht mehr.
Konflikte dienen dazu, die Ordnung neu zu bestimmen
Versuchung 3: Klarheit versus Sicherheit
Immer haben wir den Status quo als Ausgangslage. Startpunkt für die Zukunft, Referenz und die einzeige Sicherheit, die wir jetzt haben. Wir wissen, woher wir kommen. Selbst wenn wir umkehren, wird aber schon der nächste Schritt nicht in die Vergangenheit führen, sondern in eine Veränderung. Veränderungen sind kontinuierlich und wir müssen darauf acht geben, die heutigen Chancen nicht zu verpassen, weil wir auf ein Ziel hinarbeiten. Wir haben immer einen Anschluss zum heute, aber das, was wir heute planen unterscheidet sich von dem, was wir morgen daran ändern müssen, weil wir wieder etwas dazugelernt haben. Wir brauchen eine Richtung, aber wir brauchen nicht jedes Detail, bevor wir los marschieren. So verpassen wir nicht die technischen Innovationen, die es aber morgen gibt, die wir heute aber noch gar nicht kennen.
Wir sind Meister des Entwicklungsprozesses, nicht des Produktes, das nie fertig sein wird.
Mitarbeiter kann man nicht motivieren – sie müssen selber aktiv werden. Motivation funktioniert über
- Individuellen Beiträge kennen und benennen
- Raum für eigene Initiativen, Ideen und Vorgehensweisen bieten
- auf die Fähigkeiten der Mitarbeiter vertrauen
- Stärken und Fähigkeiten fördern
- Gemeinschafts- und Teamarbeit zur
verbesserten Problemlösung fördern - Prozess-Feedbacks einholen / ermöglichen
Made in Germany wurde zur Marke, weil mit qualität und Präzision gearbeitet wird. Sicherheit heißt, dass es wenig Fehler gibt, alles wie ein Uhrwerk funktioniert und eine hohe Verlässlichkeit gegeben ist. Das sollte nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Innovation ist notwendig, aber bitte auf der Basis von gesicherten Erkenntnissen. Wir orientieren uns am Ziel und das muss sorgsam durchgeplant und durchdacht werden. Fehler im Produkt oder Ergebnis führen zu gewaltigen Risiken für den Ruf der Firma und die Verursacher erleben vielleicht einen ganz gewaltigen Karriereknick. Der Misserfolg bleibt als Makel an ihnen kleben. Da will man nicht in der Nähe sein. Warum sollte man etwas über Bord schmeissen, was einen heute so gut trägt? Wir sollten uns darum bemühen die Kraft auf die Perfektionierung zu konzentrieren, um so einen überlegenen Kundennutzen zu gewährleisten.
Wir sind die Besten der Besten im Produkt und darauf sind wir stolz.
Mitarbeiter haben alle ein gemeinsames Interesse und man kann sie zu Mehrleistung motivieren:
- Deadlines mit Sanktionen setzen
- Gehalts-, Incentive- und Boniregelungen
- Beförderungen in Aussicht stellen
- kleine Vergünstigungen (z.B. früher gehen dürfen)
- Internen Wettbewerb ankurbeln
- Ohne Druck keine Exzellenz
Sicherheit wird durch klare Ursache-Wirkungs-Beziehungen und eine transparente Folgenabschätzung bei Minderleistung vermittelt.
Versuchung 4: Auseinandersetzung versus Harmonie
Konflikte sind die Ausgangslage für Veränderungen.
Alle Intentionen sind positiv und alle versuchen, das aus ihrer Sicht Beste zur Problemlösung beizutragen. Wenn Dinge auf den Tisch kommen, die nicht plausibel oder zielführend aussehen, dann sind Aspekte verarbeitet, die andere nicht sehen. Es lohnt sich, dies zu hinterfragen. Es ist wichtig, die Sichtweisen anzugleichen, so dass bei der Umsetzung keine Missverständnisse aufkommen.
Die Bandbreite der vorhandenen Meinungen zur Lösung eines Problems sind selbst in eingespielten Teams oft sehr groß. JEDER am Tisch hat IMMER eine Meinung, das ist neurowissenschaftlich gut belegt. Es kommt darauf an, die relevanten und wichtigen Punkte auszudiskutieren – nur so ist eine Zusammenarbeit und Koordination sowie der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen möglich.
Dabei ist zu beachten, dass diejenigen, die ihre Sichtweisen in einer Auseinandersetzung ändern und anpassen, gut und wertschätzend mitgenommen werden.
Konflikte sind die Ursache für Streit und Effizienzverluste.
Erfahrene Manager wissen, dass es sehr darauf ankommt, in welcher Reihenfolge Wortmeldungen und Einschätzungen abgefragt werden. Die besten Spezialisten sind dann am besten die ersten, die ihre Beiträge bringen und man lässt sie gleich eine technisch machbare Lösung präsentieren. Dies verhindert, dass sich Einzelne, die nicht das tiefe Wissen haben, im größeren Kreis lächerlich machen. Sie können sich gut und problemlos einer guten Idee anschließen.
Dieses bewährte Vorgehen führt idR zu schnelleren und fachlich fundierten Lösungen, die einen breiten Rückhalt haben. Dabei muss man natürlich darauf achten, dass die neuen Aspekte mit neuen Technologien und der Digitalisierung ordentlich mit berücksichtigt werden.
Wenn alle mit den Beschlüssen einverstanden sind, kann die Umsetzung beginnen und wir vermeiden diese endlosen Meetings, bei denen Schaulaufen zu peinlichen Situationen führt.
Versuchung 5: Vertrauen versus Unverletzbarkeit
Es gibt heute keine Position im Unternehmen, in der es keine Verantwortung gibt. Jeder kann von jedem etwas lernen.
Die Führungskräfte, die oben in der Hierarchie sind und keine eigenen Sachbearbeitungsaufgaben mehr haben, stützen sich vollständig auf die Mitarbeiter, die in der Struktur unter ihnen arbeiten. Die Hauptaufgabe ist, durch aktive Vernetzung von Spezialisten ein möglichst hohes Leistungsniveau herzustellen und zu erhalten. Diese Organisation ist eine ständig lernende Organisation, die ständig neue Fähigkeiten und Lösungskompetenzen hinzu gewinnt. Führungskräfte sind für diesen Prozess zuständig und müssen das Umfeld schaffen, das diesem Ziel dient. Zielkonflikte müssen ausmoderiert werden und dürfen nur in Ausnahmefällen von oben entschieden werden, um Animositäten im Team im Keim zu ersticken.
Die größte Versuchung besteht darin, dass Führungskräfte für alle Probleme sehr schnell eine Lösung sehen, und diese auch beschließen könnten. Sie geben dieser Versuchung nicht nach, um den Spezialisten Raum für eine eigene noch bessere Lösung zu geben und die Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört.
Eine Lösung, die von mehreren Spezialisten im Team erarbeitet wurde, ist tendenziell tragfähiger, als eine schnelle Entscheidung „von oben“.
Im Vordergrund stehen die neu erlernten Möglichkeiten die die Anschlussfähigkeit an die zukünftige Entwicklung garantieren
Eine klare Entscheidungshierarchie führt zu klaren Verantwortlichkeiten und stellt sicher, dass das Unternehmen zu jedem Zeitpunkt entscheidungsfähig ist. In einer zunehmend dynamischen technischen Entwicklung wird dies eines der Grundprinzipien bleiben müssen.
Um dieses Prinzip erfüllen zu können, müssen Führungskräfte möglichst über alle Vorgänge im Verantwortungsbereich informiert sein, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Informationen sind die wichtigste Ressource im Unternehmen und deshalb muss stets bekannt sein, was ggf als Problem auf die Firma zurückfallen kann. Es ist Aufgabe der Führungskräfte auf einen untadeligen Ruf der firma und der Arbeitsgruppe zu achten und vor allem Missverständnisse zu vermeiden.
Auf Grund der übergeordneten Informationsflüsse, die nicht allen Mitgliedern der Organisation zur Verfügung stehen, kann die führungskraft am besten entscheiden, was sensible und kritische Daten sind und die Informationsflüsse entsprechend steuern.
Bei Entscheidungen, in denen eine große Unsicherheit besteht oder bei denen Meinung gegen meinung steht, obliegt es dem vorgesetzten, für eine nachhaltige und allseits akzeptierte Lösung zu sorgen, damit der Betrieb ungestört weiterlaufen kann.
Im Vordergrund steht der Abschluss und die Profitabilität der Aufträge und Projekte.+
Diskutieren sie mit uns. Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen mit Ihrer Integration oder Transformation. Welche Ungerechtigkeiten entstehen durch die eine oder andere Sichtweise?
In einem Update im November 2021 stellen wir fest, dass diese Effekt sich im Zuge von Remote Work verstärken – es fehlt and konstruktivem vertrauensvollen Feedback aus der Sicherheit des Teams. Vergleiche hierzu auch der „Remote Work schlägt klaffende Wunden“